Was erwartet man von einem Song, der “Fundamental Things” heisst? Roots, Rock, Reggae - hätte der viel zu früh verschiedene Bob Marley gesagt. Bei Melinda Doolittle ist es eher eine Annäherung an die Retro-Geschichten, die sich in den wilden Fantasien von Amy, Duffy oder Gabrielle Cilmi bündeln. Doch unsere Melinda hier hat den soeben genannten Damen etwas entscheidendes voraus: Sie hat das, was schwarzen Stimmen zu eigen ist: Das Timbre, den natürlichen Growl in der Stimme, wie ihn eine Koko Taylor besass. Und sie hat eine Crew hinter sich, die direkt vor Ort ist und mit dem Soul aufgewachsen ist.
“It’s Your Love” - die Zeitreise geht weiter. Ein toller 6/8-Shuffle, wie man ihn von den Ronettes kannte. Mit Leadvocals und Girlgroup-Antwort-Gesängen. Schunkeln, Croonen, sich verliebt ansehen und “was-auch-immer”. Rhythm’n’Blues pur oder Retro-Soul - es ist eine klasse Nummer, die keine zeitlichen Grenzen kennt. “Your precious love” heisst’s im Refrain und sie highlighted sich bis zum Ende und wird vom Produzenten durch ein Fade out (irgendwann muss der Song halt auch zu Ende sein - leider) ausgeblendet.
Auf dem Cover sieht sie etwas aus wie die 70er Natalie Cole und Glöckchen vertiefen die Stimmung im bisher besten Song “Coming Back To You”. Es ist kein R&B - es ist (Yes!) Soul - wie ihn die Welt braucht, wie ihn Blackmusic- Freunde lange vermissen mussten und - Retro-Welle sei’s gedankt - gibt es jetzt wieder solche herausragende Produktionen.
“Best Of Everything” offeriert zu Beginn sogar britische Züge. Dann vereinen sich die Eurovisionsklänge mit “Dianarosssupremischem” Flair und werden partiell von Philly-Gitarren&Bläser-Breaks (a la “O’Jays”) wie ab Minute 3:01 ergänzt.
Es gibt keine Schwachstelle auf “Coming Back To You” - egal ob die jazzige (einst sogar von Doris Day gesungene) Ballade “I’ll Never Stop Loving You”, das groovende “I Will” oder die ruhigeren “Best Of Everything” und “If I’m Not In Love”, die uns mit ihrem bittersüßen Motown-Sound etwas zur Otis-Redding-Ecke führen. “Wonderful” macht seinem Namen alle Ehre und auch der versoul-te Blues- Cover “Dust My Broom” erlebt einen neuen Höhenflug. Da macht die Hausarbeit Spass, auch wenn niemand mehr - ausser meinem albanischen Hausmeister - noch mit dem Besen arbeitet. Mit einem ordentlichen “Doo Doo Wop” - wie eben im souligen Robert Johnson-Cover “Walking Blues” gehört, nehme ich die CD aus dem Player und lege sie ganz oben ins Regal - was bedeutet, dass sie zu meinen derzeitigen 10 Lieblingsscheiben gehört.
|